„Seit vielen Jahrzehnten gibt es vor allem Rassen, die viel Milch oder mehr Fleisch bringen, kleinere Rassen geraten ins Vergessen“, erklärt Institutsleiterin Prof. Dr. Claudia Klein. „Auf internationaler Ebene ist es daher schon länger ein Thema, vom Aussterben bedrohte Nutztierrassen zu erhalten.“ In Deutschland haben Bund und Länder - mit Ausnahme von Bayern - ihren Fokus dahingehend auf Mariensee gelegt. Tierschutzreferenten können Sperma-Proben seltener Rassen entweder zusenden oder die Proben werden Tieren an Ort und Stelle entnommen, dafür ist allerdings eine langwierige Quarantäne notwendig um Krankheiten zu vermeiden.

Die Gene werden dann in sogenannten „Straws“, also Strohhalmen, mit einem halben Milliliter Volumen eingelagert. Dort überwacht ein automatisches System Temperatur und Flüssigstickstoff,

Klein nennt es „State of the Art“, das Nachfüllen per Hand sei wesentlich risikoreicher. Die besonders niedrige Temperatur sei notwendig, da Wassermoleküle sich bei zweistelligen Minusgraden wie etwa im Gefrierschrank noch bewegen können. Sollte das System aber versagen oder die Genbank abbrennen gibt es einen Kontingenzplan: Gegenstücke zu allen Proben sind in einem weiteren Gebäude untergebracht.

„Man darf den organisatorischen Aufwand wirklich nicht unterschätzen“, so die Institutsleiterin. Daher kümmern sich zwei Mitarbeiter um das System und das Katalogisieren der gut 270.000 „Straws“. Diese könnten auch nach vielen Jahrzehnten in einem Wasserbad aufgetaut werden und seien in der Theorie „unendlich lang haltbar“.

Laut Klein befindet sich die Genbank jedoch noch „in den Kinderschuhen“. Forschungsbedarf bestehe noch beim Einlagern von Eizellen, dabei ist die Humanmedizin mit dem sogenannten „social freezing“ voraus. Beim Rind wird das Problem mit dem Einfrieren von Embryonen umgangen, beim Schwein ist das durch den hohen Fettgehalt so nicht möglich. Die Institutsleiterin möchte daher für zukünftige Forschungszwecke einen Wissenschaftler, der sich auf Eizellen spezialisiert hat, rekrutieren. „Sperma ist ja gut und schön, reicht aber alleine nicht aus“, argumentiert sie.